Frühe Jugend
Geboren am 28. November 1923 in Graz.
Hansjörg wuchs in Graz auf. Mutter Berta (geb. Stucki) stammt aus einer Müllerfamilie in der Untersteiermark. Sein Vater Alois war Strassen- und Bahnbau Ingenieur in der Steiermark.
<= Ein Jahr alt, mit Mutter Berta im Grazer Stadtpark
Der Vater Alois =>
Der Vater leitet einige der großen Baustellen der damaligen Zeit, z.B. ein Baulos der Wechselbundesstraße oder den Streckenabschnitt in Gleichenberg beim Bahnbau.
Schulzeit in Graz
Volksschule in Graz
Besuch des Pestalozzi Gymnasiums
Hansjörg ist ein guter Schüler. Er lernt Schönschrift in Kurrent, Lateinischer Schrift und Fraktur.
In dieser Zeit zeigt sich bereits sein zeichnerisches Talent, er muss immer wieder an der Tafel für die Klasse zeichnen.
<= 1937 - vierzehnjährig als Gymnasiast am Pestalozzi Gymnasium
Ferien am Weissensee =>
Napola
Mit 15 Einberufung an die Nationalpolitischen Erziehungsanstalt (NAPOLA) nach Traiskirchen.
1941 – 17 Jahre alt – Matura in Traiskirchen, anschließend Einberufung zum Militär – zu den Gebirgsjägern.
als Schüler an der NAPOLA =>
Krieg
Ausbildung als Gebirgsjäger in Landeck.
<=Landeck
Einsatz im Kaukasus, Griechenland, Finnland und Frankreich
Im Kaukasus=>
Heimkehr
1945 Gefangennahme durch die Amerikaner in Frankreich, Internierung in den Wiesenlagern am Rhein.
Heimkehr Ende 1945 nach Graz (Britische Zone). Glücklicherweise haben beide Eltern überlebt und die kleine Wohnung steht noch.
Bei der Zusammenstellung seiner Dokumente entedeckt Hansjörg zufällig einige alte Blechschachteln. Sie enthielten Bleistifte aller Härtegrade von Faber-Castell. Dazu eine Handvoll Pelikan Knopffarben, Tuschfläschchen, sowie auch eine Schachtel Presskohle.
Verarbeitung von Kriegstraumata =>
Er beschliesst, mit der Kohle einige Situationen aus dem Krieg festzuhalten.
Später schreibt er:
“ …Nach ein paar Tagen und etwa sechs Blättern hatte ich genug von dieser Arbeit. Aber ebenso auch genug von den entsetzlichen Erinnerungen. Mit ihnen wollte ich nicht leben und meine Zukunft aufbauen. Ich verschloss daher die Graphiken in einem Schrank und nahm mir vor, diese Epoche des Grauens aus meinem Gedächtnis zu verdrängen.“
<= Die Eltern, Alois und Berta Swetina
Die erste Nachkriegszeit
Durch Zufall zur Graphik
Hansjörg und sein Vater Alois versuchen die Familie während der ersten Monate mit Gelegenheits- und Hilfsarbeiten über Wasser zu halten. Sie werden in Naturalien entlohnt, mit dem noch vorhandenen Geld werden Hamsterfahrten in der Grazer Umgebung gemacht.
Durch Zufall liest er eine Annonce in der Zeitung daß ein Graphiker gesucht wird für einen Zeichentrickfilm, der im Auftrag der Engländer erstellt werden soll. Ohne genau zu wissen, was ein Graphiker ist – er wusste nur daß es etwas mit Zeichnen zu tun hat – bewirbt er sich um die Stelle.
Die Zeichnung, mit der er sich als „Graphiker“ bewirbt=>
Er behauptet, Graphiker zu sein, jedoch seien alle Dokumente verbrannt. Über Nacht fertigt er eine Zeichnung an, die ihn als Graphiker ausweisen soll. Hansjörg wird sofort eingestellt.
Der Film – es ist der erste in Österreich produzierte Zeichentrickfilm – heißt „Der böse Troll“ und sollte zum sorgsamen Umgang mit den knappen Holzvorräten aufrufen
⇓⇓ Phasen aus dem Film ⇓⇓
Ausbildung in Wien
In Graz hatte Hansjörg versucht sich als Graphiker zu etablieren. Sogar ein eigenes Studio für Zeichentrickfilm war geplant, jedoch scheiterte das an mangelndem Material. Bald merkt er jedoch, daß ihm die Grundlagen für diesen Beruf fehlen.
Sein ehemaliger Zeichenlehrer empfiehlt ihm in Wien eine Ausbildung an der „Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt zu absolvieren. Eine abenteuerliche Zugfahrt bringt ihn nach Wien, wo er in der Russischen Zone bei einer Tante für die erste Zeit unterkommt.
Schüler an der „Graphischen“
Über diese Zeit schreibt Hansjörg:
Die „Graphische“ selbst war ein sehr altes Gebäude, aber vollkommen intakt. Die Ateliers für Graphiker und Fotographen waren in die Dachböden der umliegenden Häuser eingebaut worden, nur erreichbar über eine sehr enge, eiserne Wendeltreppe.
Unser Lehrplan war sehr umfangreich, er vermittelte höchstes handwerkliches Können gemeinsam mit aller Technik, die damals zur Verfügung stand. Und die Professoren waren durchwegs hervorragende Spitzenkräfte ihres Metiers. Das Ziel war, jedem Einzelnen die bestmögliche Ausbildung mitzugeben.
Erste Aufträge sichern das tägliche Leben
Mein kleiner finanzieller Polster löste sich plötzlich in Nichts auf, als im Dezember 1947 der Umtausch von D-Mark auf Schilling stattfand. Die Frage die sich daraus ergab, hieß: Studienabbruch oder das Studium selbst finanzieren? Zu Letzterem gab es mehrere Möglichkeiten. Einerseits die Preisausschreiben größerer Unternehmen, die Entwürfe brauchten, aber mangels vorhandener Ateliers, sich an unsere Professoren wandten. Oder direkte Aufträge über Vermittlung der Professoren. Das Ideal aber war, selbst einen größeren Auftraggeber zu finden – für eine Langzeitbeschäftigung.
Im Rahmen des Studienprogramms an der „Graphischen“ erhielten wir 1949 die ersten Vorlesungen über Werbelehre von Prof. Skowronek. Das Wesen des neuen Mediums sei nicht vordergründig lautstark, sondern vielmehr einfühlsam und Vertrauen erweckend auf die umworbene Gruppe abzustimmen. Etwa: „…wie ein junger Mann um ein Mädchen wirbt!“ Daher auch der Name Werbung.
Die Gschnas Feste im Künstlerhaus
Die „Gschnasfeste“ zählten als Künstlerfeste zu den Höhepunkten des Wiener Faschings. Die Studenten der „Graphischen“, Maler, Graphiker und Bildhauer arbeiteten wochenlang an der Ausgestaltung des Künstlerhauses am Karlsplatz – freiwillig, unbezahlt und fröhlich! Großartige Werke – vielfach reif für jede Kunstausstellung – entstanden auf hohen, schwankenden Leitern.
Abends waren wir oft Gäste unserer Professoren und zum gemeinsamen Kegeln im Keller des Künstlerhauses gab es dann Würstel mit Senf. Was für ein Festmahl!
<= Annelott und Hansjörg als "Donau" und "Splendor" Zigaretten
Und dann die Feste selbst – großzügig die Herren, freizügig die Damen! Die Menschen genossen ein wieder gewonnenes Lebensgefühl in einer Welt, die sich zu normalisieren begann.
In je dem größeren Saal spielte eine bekannte Tanzkapelle, tausende Besucher in fantastischen Kostümen, von eleganten Roben mit Schmuck und Flitter bis hin zu etlichen Aktmodellen, die fast in Berufskleidung erschienen, alles war vertreten. Rauschende Feste, getragen von Freude und Lebenslust.
Doch die Veranstaltungen hatten einen ernsten sozialen Hintergrund: Der Reingewinn war bestimmt für Witwen von gefallenen Kollegen und kriegsversehrten Künstlern.
Vielen konnte geholfen werden und alles ging gut, bis eines Tages das Finanzamt den gesamten Reingewinn einstrich. Das war das Ende der Gschnasfeste! Denn die Künstler beendeten ihre Tradition mit den Worten: „…für’s Finanzamt arbeiten wir nicht umsonst!“ und die Stadt Wien wurde um ein kulturelles Vergnügen ärmer.
Erste Aufträge
1951 – 1953
Knapp vor seinem Abschluß der ‚Graphischen‘ wurde Hansjörg von Professor Seger ein Aufrag der Wiener Verlagsanstallt vermittelt. Die Österreichischen Betriebe wandten sich damals bei graphischen Arbeiten häufig an die Professoren um Hilfe, die wiederum ihre Studenten einschalteten.
Der ursprüngliche Auftrag weitete sich sehr bald zu einer großen Aufgabe, nämlich dem graphischen Ausbau der „Wiener Illustrierten“ und der „Kinderpost“ aus. Deshalb hat Hansjörg – im Gegensatz zu seiner späteren Frau Annelott – die „Graphische Lehr- und Versuchsanstalt“ nie abgeschlossen.
<= Die Wiener Illustrierte
(Hans Hass und Lotte)
Ein Triptychon zum Selberbasteln in der Weihnachtsausgabe der Kinderpost =>
Beginn der Selbständigkeit, das Atelier „Kleeblatt“
1953 – 1958
Anfang 1953 heiraten Annelott und Hansjörg. Sie wohnen in der Wohnung von Annelott: Stiegengasse 2 im 6. Bezirk in Wien. Bald kommt der este Sohn Jörg zur Welt.
Im selben Jahr gründen sie mit ihrem Kollegen aus der Graphischen, Otto Stefferl, das Atelier „Das Kleeblatt“. Das Wohnzimmer derWohnung in der Stiegengasse wird zum Arbeitsraum umfunktioniert.
Obwohl wenig Platz zur Verfügung steht – Abends wird z.B. oft die Wäscheleine zum Trocknen der Babywäsche aufgespannt, oder Annelott muß immer wieder das Baby stillen – ist das Team der drei gut aufeinander eingespielt.
Aus einer zufälligen Verbindung zu den Österr. Stickstoffwerken – heute „Chemie Linz AG“ – ergeben sich erste Aufträge für Dünge- und Pflanzenschutzmittel. War der Stil anfangs noch recht konservativ, entscheiden sich die drei sehr bald mehr Frische und Humor zum Markenzeichen ihrer Arbeiten zu machen.
Die Österreichische Post sucht ein Sujet für ihr image und Otto erfindet den schlauen „Postfuchs“, der sofort zum hit wird. Dieser sollte viele Jahre die Post begleiten und im „Kleeblatt“ entstehen eine Reihe von Plakaten, Inseraten, etc. mit diesem Motiv.
<= 1955 entsteht der "PostFuchs"
Die gute Qualität der Arbeit führt in weiterer Folge zu einem enormen Auftragsvolumen verschiedener Unternehmen. Sie müssen bereits im Herbst 1954 so viele Hilfskräfte aufnehmen, daß das „Kleeblatt“ unversehens zum größten Atelier Österreichs wird. Es gibt Großaufträge der Stickstoffwerke, der Post, der Österreichischen Fremdenverkehrswerbung, Nestlé, Maggi (Schweiz), Verband der E-Werke, etc.
Nach dem Vorbild der Milchbetriebe der Amerikanischen Besatzer in Stainach im Ennstal wurde 1954 die ÖMIG, die „Österreichische Milch Informations Gesellschaft“ ins Leben gerufen. Sie sollte die Produktion und Vermarktung von Molkereiprodukten in Österreich koordinieren und eine gemeinsame Werbelinie schaffen.
<= Milchwerbung
Trotz des Erfolges beschließen Hansjörg und Otto Ende 1955 (Annelott widmete sich inzwischen hauptsächlich der Familie) das Atelier wieder zu verkleinern. Beide, Hansjörg und Otto, wollten nie Manager sondern immer schaffende Künstler sein.
Für ein Atelierfest wurden kurzerhand die Wände bemalt und in eine Landschaft mit Bäumen und Tieren verwandelt.
Hansjörg und Otto
Annelott und Hansjörg
Hansjörg, Annelott und Sohn Jörg
Hansjörg Swetina als Gebrauchsgraphiker und Designer
1958 – 1975
Trennung von Otto – das „Kleeblatt“ löst sich auf
Ende 1958 trennen sich die Wege von Hansjörg Swetina und Otto Stefferl.
Während Otto sich hauptsächlich auf Kleingraphik spezialisiert – er ist exzellenter Kalligraph und wird zum berühmtesten Briefmarkenstecher Österreichs – entdeckt Hansjörg für sich ein neues Gebiet, das „industrial design“.
Die Räumlichkeiten in der Stiegengasse werden zu klein und so übersiedelt Hansjörg das Atelier zum Passauerplatz 5, innere Stadt in Wien, wo das oberste Geschoß hell und ideal für die Arbeit als Graphiker ist.
Von seinem Arbeitsplatz im Atelier am Passauerplatz blickt er vis-a-vis auf das Dach der gotischen Kirche Maria am Gestade.
Diese Aussicht wird ein Motiv für eine Weihnachskarte des Ateliers.
Für die Stickstoffwerke in Linz erfindet er den „Grünsiedel“, eine Figur um die vielen Kleingärtner in Österreich für die Nutzung von Düngemittel und Pflanzenschutz zu gewinnen.
Die Stickstoffwerke beginnen zu dieser Zeit Medikamente zu produzieren. Hansjörg erhält die Aufgabe eine Werbelinie für die Hausärzte in Österreich aufzubauen.
Seine Grundidee: Humorvolle Kleinplakate, die der Arzt auch gerne im Patientenwarteraum aufhängt.
So z.B. eine Illustration von Christian Morgensterns „Der Schnupfen“
In dieser Zeit entstehen Arbeiten für viele große Österreichische und internationale Betriebe …
In seinem Buch „Im Mittelpunkt aber stand der Mensch“ beschreibt Hansjörg die damalige Situation:
Anforderungen und Auftragsvolumen wachsen ständig. In den Werbestrategien der Großindustrien wurde Kultur vielfach als selbstverpflichtender Auftrag verstanden. Die Auseinandersetzung mit Unternehmens-Philosophien bedingte ein ganzheitliches Denken: Grenzüberschreitende Konzepte erforderten die Synthese von Graphik, Malerei, Architektur, Film und Foto sowie Design.
Sein künstlerisches Credo als Werbegraphiker und später als freischaffender Künstler formuliert er einmal:
„Werbung muß immer auch Kunst sein und Werte vermitteln. Das setzt eine klare künstlerische Sprache voraus und eindeutige Aussagen von hoher künstlerischer Qualität.“ … und … „Ein freischaffender Künstler muß von den Arbeiten leben können mit welchen andere Menschen leben wollen“
Angefangen von MAGGI und Nestle Plakaten, Inseraten und Packungen – damals wurden alles gemalt, die Farbfotografie war noch nicht in der Lage, Print-taugliche farblich korrekte Aufnahmen zu liefern! …
… über die Werbung für die Österreichsche E-Wirtschaft, die Absatz für ihren Strom suchte – die „Köchin Elektrina“ war eine Marketingidee von Annelott, die noch etliche Jahre von ihr betreut wurde …
… bis zur internationalen Österreichwerbung für den Tourismus.
- Produkt-Linien für Verpackungen von Keksen und Pralinen der Firmen Wolf und Niemetz
- Die Österreichische Limonadenmarke „KEME“ wurde auf Anregung von Hansjörg Swetina in „Frucade“ umbenannt, um die Assoziation zu Frucht anstelle zu Chemie vermitteln. Teil der Werbelinie war einZeichentrickfilm: Die Sizilianische Hochzeit
ESSO suchte damals nach einer Europa-tauglichen Variante des „Tiger im Tank„. Hansjörg schlug eine humorvolle aber dennoch kraftvolle Figur vor, die aber letztendlich doch nicht realisiert wurde
Industrial Design
– die Zusammenarbeit mit HEA und Lenco
Der interessanteste Partner in Hansjörgs beruflicher Laufbahn aber war die Firma HEA.
Die Abkürzung steht für „Houben Elektro Akustik“.
1955 lernte er Ing. Friedlich Houben durch Zufall kennen. Houben hatte damals ein kleines Unternehmen am Naschmarkt, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Atelier, im Dachboden eines Biedermeierhauses. Als gelernter Elektro Ingenier war er zu Ende des Krieges aus Prag nach Wien gekommen und hatte aus herrenlosem Kriegsmaterial die ersten akustischen Anlagen gebaut.
Der interessanteste Partner war HEA auch deshalb, weil Hansjörg Swetina von Beginn an 20 Jahre lang dem Unternehmen die gesamte Design Linie der Geräte wie auch die gesamte Werbung aufbauen konnte. Selbständig, ohne jegliche Einflussname konnte er an einem komplett neuen Aufgabengebiet arbeiten.
Ing. Houben baute mit einem kleinen Team hervorragender Spezialisten eine große Radioindustrie auf, die erstklassige Geräte produzierte und diese letztlich in alle Welt exportierte. HEA war ein Privatunternehmen ohne Fremdkapital. Ein Kleingewerbe, das geschickt den Wirtschaftsaufschwung zu nutzen verstand. So hatte HEA beispielsweise vornehmlich weibliche Kräfte am Fließband beschäftigt, in Halbtagsarbeit. Einerseits weil Frauen sehr genau und konzentriert arbeiteten, andererseits blieb ihnen aber durch die Halbtagsarbeit mehr Zeit für Familie und Kinder.
Ende der 40-er Jahren wurde der Transistor erfunden. Anfang der 50-er Jahre konnte er industriell hergestellt werden. Berühmt wurde der Wiener Compuer Poinier Heinz Zemanek, der 1954 nach Holland zu Philips gereist war, um einen Rucksack voll Transistoren (rund 1000 Stück) zu erbetteln und damit den ersten transistorisierten Computer, das „Mailüfterl“ zu bauen.
Ing. Houben kaufte 1957 eine Anzahl von Transistoren ein um damit seine neue Idee zu verwirklichen – ein tragbares Radio. Jedes Radio enthielt 3 Transistoren!
Hansjörg Swetina sollte dazu das Design liefern. Und er lieferte viel mehr – vom Firmen Logo, über den Brand-name der Radio Serie „Trixi“, der während der gesamten Lebensdauer der Firma HEA bestehen blieb, bis zu einem unverwechselbaren Designstil aller HEA Produkte.
Die ersten Geräte mit dem neuen Design – flach, kantig, materialbetont (gebürstetes Alu, Holz, Hartplastik) und mit klassischen, zeitlosen Proportionen – kamen in Österreich nicht an. Zu groß war der optische Unterschied zum bekannten „Volksempfänger“. Ganz anders der sehr gute Verkauf in den Skandinavischen Ländern. Für die erste Design Ausstellung in der Wiener Sezession kam die Home-Trixi nach Österreich zurück und wurde prompt als dieSkandinavische Linie gefeiert. Von da an waren die Geräte auch in Österreich sehr beliebt.
Mitte der 60-er Jahre begann eine Kooperation mit LENCO, einer Schweizer Firma, die hochwertige Plattenspieler herstellte. Auch Lenco übernahm den neuen Designstil und Hansjörg entwarf deren Plattenspieler sowie kombinierte Tuner / Verstärker / Plattenspieler als gemeinsame Produkte beider Firmen.
Als freischaffender Künstler in der Südsteiermark und in Baden
1975 – 2000
Erwerb und Ausbau der „Klause“
1966 erwerben Hansjörg und Annelott Swetina die „Klause“ – Einöd 3 – in Kitzeck in der Steiermark, ein altes Bauernhaus, welches früher die Klausur des Klosters Seggau bei Leibnitz war. Ursprünglich geplant als Feriendomizil – die ganze Familie hilft in den Ferien mit das Haus zu renovieren – wird es in den kommenden Jahren mehr und mehr zum Lebensmittelpunkt der Swetinas.
Hansjörg Swetina beschliesst, die Gebrauchsgraphik aufzugeben und mit Annelott als Freischaffende in der Südsteiermark zu leben und zu arbeiten. Die Kinder Jörg, Barbara und Martin sind inzwischen erwachen geworden und obwohl Hansjörg über ein Jahr lang keine Einnahmen hat, gelingt das Experiment.
Abkehr von der Gebrauchsgraphik
Während Hansjörg in Wien am Höhepunkt seiner Tätigkeit als Graphiker und Designer ist – das Atelier wurde inzwischen nocheinmal umgesiedelt in die Joanelligasse im 6. Bezirk – kündigen sich Veränderungen an:
Die großen Firmen setzen mehr und mehr auf Agenturen um die Werbung und das Design für ihre Produkte zu erstellen. Der Graphiker wird damit zum sub-Auftragnehmer dieser Agenturen und der direkte Kontakt zum Auftraggeber ist nicht mehr gegeben. Die Arbeit wird unpersönlicher und ein kultureller Anspruch oder künstlerisches Engagement wird nicht erwartet. Werbung hat nur mehr die Aufgabe, die Aufmerksamkeit der Menschen mit allen Mitteln uf sich zu lenken um ihn als Kunden zu „ködern“.
Als etwa 1975 Ing. Houben die Leitung der Fa. HEA an seine Nachfolger übergibt, beendet das die gute Zusammenarbeit von Hansjörg mit HEA.
Eindrücke aus der Zeit in der Swetinas in der Südsteiermark – die „Einöd“
Die Swetinas geniessen sehr bald das Leben auf dem Lande. Als Wiener Künstler, die überall ihre Staffelei aufstellen und malen, werden sie zuerst von den Einheimischen ein wenig argwöhnisch betrachtet. Doch schon bald werden sie ein Teil der Kitzecker Gemeinschaft. Sie machen es sich zur Aufgabe, die Südsteirische Landschaft mit den charakteristischen Winzerhäusern – meist im Aquarell – zu dokumentieren. Die Lebensart und Bräuche der Bauern, deren Eigenart durch Tourismus, Fernsehen und Abwanderung immer mehr in Vergessenheit gerät, wird in Form der naiven Malerei festgehalten.
Als ein altes Winzerhaus neben der Kirche freisteht, schlägt Hansjörg der Gemeinde vor, es als Weinbaumuseum zu nutzen. Annelott und Hansjörg machen das Konzept und organisieren den Ausbau und die Ausstattung.
Wenig später sollte ein alter Bildstock in Altenberg abgerissen werden. Die Swetinas setzen sich für die Erhaltung der Bildstocks ein und kümmern sich um die Restaurierung.
Hansjörg malt die neue Treppe. Links Annelott, rechts Tochter Barbara
Abends mit Freunden auf der Terrasse. Rechts hinten Felicitas Kuhn, die befreundete Kinderbuch Illustratorin und begnadete Blumenmalerin neben ihrem Mann, Helmut Kuhn.
Das war die ganze Ernte 1987
Beim Aquarellieren
Einweihung der Bildstocks in Altenberg / Kitzeck, der auf Initiative der Swetinas mit deren Mithilfe renoviert wurde.
Entspannen…
Etliche Male besuchte ihr alter Freund Otto Stefferl die Swetinas in der Einöd und hinterließ großartige Einträge in der Haus-Chronik
Mit Ehrenkränzen – in wahrer Würde
Tragt mit Ihr an des Freundes Bürde!
Ihr pflegt mich hier wie meine Diener,
Dabei bin ich doch nur ein Wiener!
Wie immer zeigen die Steiermärker
Sie sind halt doch ein bissel stärker.
Im Jahre des Herren / Silvester
1995 Otto
Die Jahre in Baden bei Wien
2000 – 2018
Als ihre Tante in Baden stirbt, hinterlässt sie den Hauptanteil ihres Hauses am Kaiser-Franz Ring 43 Annelott Swetina. In diesem Haus hatte bereits die Grossmutter Adolfine Malcher, eine berühmte Badener Persönlichkeit, gelebt.
Da das Leben auf dem Lande für das schon betagte Künstlerehepaar immer beschwerlicher wird und die Kinder ihr eigenes Leben führen, beschliessen sie die „Einöd“ zu verkaufen, die Miterben auszuzahlen und nach Baden zu ziehen.
Im Dachgeschoß richtet Hansjörg sich ein kleines Atelier ein.
In Baden entsteht der Bildband „Die Jahreszeiten“ und danach das Buch „Im Mittelpunkt aber stand der Mensch…“.
Während „Die Jahreszeiten“ eine künstlerische Huldigung der Südsteiermark darstellt – es enthält im Großformat viele Arbeiden der beiden Swetinas – stellt der „Mittelpunkt“ die miterlebte Entwicklung der Gebrauchsgraphik in den 50er – 70er Jahren dar. Annelott und Hansjörg gestalten gemeinsam die Texte, das Layout und die Illustrationen der beiden Bücher, die im Eigenverlag gedruckt werden.
Im Frühjahr 2011 erleidet Annelott einen Fahrrad-Unfall, von dem sie sich nicht mehr erholen sollte. Annelott war von den beiden Swetinas die sportlichere und man konnte sie oft mit dem Rad in der Badner Innenstadt antreffen. Bei einer Fahrt zur Post gerät sie in die Schienen der Badner Bahn, kippt um und schlägt mit dem Kopf so unglücklich auf, daß sie daraufhin drei Monate in der Intensivstation im Koma liegt.
Für Hansjörg und die Kinder war diese Zeit fürchterlich. Am 31 Mai 2011 stirbt Annelott und wird auf dem Helenenfriedhof in Baden begraben.
Nach Annelotts Tod arbeitet Hansjörg weiter an seinem Buch „Im Mittelpunkt aber stand der Mensch“. Der Druck zögert sich hinaus und es scheint fraglich, ob das Buch überhaupt erscheint. Ausserdem macht seine Gesundheit – inzwischen ist Hansjörg über neunzig – nicht mehr recht mit.
Dank der Hilfe seiner Tochter wird das Buch, in kleiner Auflage, doch noch fertig und Hansjörg hat die gedruckte Auflage noch in Händen gehalten.
In dieser Zeit werden noch zwei Ausstellungen, eine in Gamlitz in der Steiermark, die zweite in Baden, von seinen Kindern – Jörg, Barbara und Martin – organisiert.
Ende 2013 feiert Hansjörg mit Freunden und Familie seinen 90. Geburtstag. Sein alter Freund Otto Stefferl ist gekommen und es wird ein großes Fest.
Die letzten beiden Jahr seines Lebens wird Hansjörg zunehmend schwächer und am 1. November 2018 entschläft er ruhig daheim im Kreise der Familie.
1983 – 2000 war Hansjörg Swetina Präsident des Zentralverbands der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs. 2001 wurde er von der BV mit der Ehrenpräsidentschaft auf Lebenszeit ausgezeichnet.
Annelott und Hansjörg Swetina traten sofort nach Ende ihres Studiums der Berufsvereinigung bei.
Gegründet wurde die nachmalige Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs am 27. November 1912 zur Vertretung der wirtschaftlichen Interessen bildender Künstler/innen im Wiener Künstlerhaus. Nach dem 2. Weltkrieg übersiedelt die BV in den wieder aufgebauten Osttrakt des Hauptgebäudes des Schlosses Schönbrunn.
In ihren Bemühungen um adäquate gesetzliche und soziale Rahmenbedingungen für den Berufsstand hält die Berufsvereinigung engen Kontakt zum Bundesministerium für Kunst, dem Gesetzgeber, politischen Verantwortungsträgern, Verwertungsgesellschaften, der Künstler-Sozialversicherung und diversen Künstlervereinigungen im In- und Ausland.
Die BV stellt z.B. Richtlinien zur Sozialversicherung, Steuerfragen, Subventionen, etc. auf.
Auf Betreiben von Hansjörg Swetina gab sie eine Honorarordnung mit Mindesthonoraren heraus.
Eine seiner wichtigsten Erfolge als Präsident war die Verhinderung der Gewerbesteuerpflicht für bildende Künstler. Dieser „Pinselerlass“ hätte beispielweise bedeutet, daß Künstler im Pensionsalter ihren Gewerbeschein zurückgeben müssten und nicht mehr arbeiten dürften.
Auch die Zuerkennung des Status eines „freiberuflichen Künstlers“, zum Zwecke der Umsatzsteuerbemessung von 10% geht auf ihn zurück. Eine eigene „Künstlerkommission“ entscheidet, ob die jeweilige Tätigkeit als künstlerisch zu bewerten ist oder nicht.
Das Büro der BV in Schönbrunn
Satirische Illustration zum ominösen „Pinselerlass“:
LEX MIHI ARS
Auszeichnungen und Ehrungen
1951 bis 1974 – Insgesamt 15 internationale und österreichische Auszeichnungen
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- 1951 Plakatpreis – Kulturamt der Stadt Wien
- 1956 Monatsbestes Plakat – Kulturamt der Stadt Wien
- 1966 Staatspreisjurierung: Anerkennungspreis
- 1967 Staatspreis für künstlerische Verpackung
- 1968 Staatspreisjurierung: Anerkennungspreis für vorbildliche Formgebung
- 1968 Plakatpreis – Kulturamt der Stadt Wien
- 1969 Plakatpreis – Kulturamt der Stadt Wien
- 1970 Staatspreis für künstlerische Verpackung
- 1971 Mitarbeit bei Staatspreis für Gestaltung der Österreichischen Stickstoffwerke Linz
- 1974 Design Center Anerkennung
Auszeichnungen für Industrial Design
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- 1957 1. Preis Internat. Plakatausstellung Sönderborg, Dänemark
- 1957 1. Preis Internat. Plakatausstellung UIOCT Kongress
- 1962 Staatspreisjurierung: Anerkennungspreis für vorbildliche Formgebung – Bundesministerium f. Handel
- 1965 „Diploma di Calla“ – Triennale Mailand
- 1966 Industrial Design Preis – BIO-Ljubljana 66
<= Verleihung des Titels "Professor"
- 1975 Verleihung des Titels „Professor“
- 1992 Verleihung des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse
Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark =>
- 1994 Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark
- 2001 Ehrenpräsident auf Lebzeit in der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs
- 2008 Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterreich
Ausstellungen
- 1974 die erste Ausstellung von Annelott Swetina in der Sparkasse der Stadt Leibnitz. Sie trägt den Titel: „Aus dem Sulmtaler Jahreslauf“. Die Bilder verkaufen sich sehr gut
- 1974 Weihnachtsausstellung der kleinen Galerie am Hauptplatz in Baden mit Arbeiten von Annelott.
- 1975 Sparkasse Leibnitz: Als Beitrag zur Leibnitzer Weinwoche stellt Annelott einen Bilderzyklus um den Jahreslauf der Weinbauern aus, der vor einiger Zeit in Auftrag gegeben wurde.
- 1977 Ausstellung in der Länderbank am Naschmarkt: „Der Wiener Naschmarkt“
- 1977 Ausstellung anlässlich der Wiener Festwochen im alten Rathaus in Wien
- 1979 als Bausteine für die Finanzierung des neu gegründeten Weinbaumuseums Auflage in 500 Stück der Druck-Grafik „Alt Kitzeck“. Gedruckt wurde die Arbeit vom Sohn Martin, der gelernter Drucker ist.
- 1980 Ausstellung in Arnfels / Klingersäle und im Beethovenhaus in Baden: „Ein Künstlerpaar stellt sich vor“.
- 1981 – 87 Ausstellungen im Schloss Gamlitz Galerie Melcher
- „Zwischen Kukurutz und Klapotetz“
- „Bewahrte Traditionen“
- „Einblicke – Ausblicke“
- „Farbe bekennen – Form bewahren“
- 1984 Beitrag zur Ausstellung „Blumensprache – Blumen in Bild und Wort“ der Länderbank Friedrich Engels Platz 1200 Wien
- 1990 „Kunst kennt keine Grenzen“ / Schloss Gleinstätten. Initiative und Gestaltung der grenzüberschreitenden Ausstellung mit Arbeiten bildender Künstler aus Slowenien und Österreich.
- 1990 Private Ausstellung mit Texten von Helmut Kuhn „Ein Bild, ein Vers, Musik – Verewigter Augenblick“ in Baden.
- 1994 Schloss Stainz Retrospektive „Im Spannungsfeld der Gegensätze“ der Arbeiten des Ehepaars Swetina. Vorstellung des kleinen Büchleins „Weinland unterm Klapotetz“ von Hansjörg Swetina.
- 1996 Raiffeisenbank Altdorf-Feucht (Deutschland) Ausstellung: „Kunst kennt keine Grenzen – Steirische Toskana – wundervolles Land“
- 1997 Fa. Ribul, Leibnitz
- 2003 Ausstellung „Die Jahreszeiten“ in der Galerie Zweymüller, Baden
- 2016 Ausstellung „Weinland unterm Klapotetz“ anlässlich der Frühlingsweinkost im Schloss Gamlitz
- 2017 Ausstellung: „Dem Leben dienen“ Haus der Kunst, Baden.