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Zur Zeit, als jeder Weinbauer noch sein Vieh im Stall, aber kaum ein paar Groschen im Hosensack hatte, war Nachbarschaftshilfe groß geschrieben. Und zu dem, was bevorstand, brauchte man schon etliche Helfer. Zum Sauschlachten. Zum „Sautanz". Das Geselchte im Buschenschank geht zu Ende, und für Ostern muß der Schinken ohnedies erst eingebeizt und dann mit Fingerspitzengefühl geselcht werden. Das dauert Wochen.
  Übrigens Selchen - das ist eine Kunst für sich. Da hat jeder seine eigene Methode, auf die er schwört. Allein das Holz: Der eine schwört auf Apfelholz, am besten vom Mostapfelbaum. Ein anderer nimmt nur Buchenholz, der dritte hat irgendwo alte Vogelbeerbäume stehen, die gerade recht wären, und ein vierter, ein Feinspitz, besorgt sich Wacholdergeäst. Unvergleichlich gut! Es gibt dem Geselchten erst das „gewisse Etwas", sagt er. Und dann der Selchvorgang selbst: Nur ja nicht zu hitzig, schön langsam, allenfalls dazwischen abkühlen lassen; je nachdem, wie der Schinken werden soll, saftig oder kernig. Die „Selch" selbst ist einfach und praktisch wie alles im bäuerlichen Leben: Ein Erdkanal - für Feuer und Rauch - mündet in die Selchkammer, in welcher die Schinken und Würste hängen.
Der wichtigste Mann ist der Grabenbauer. Er tut, was getan werden muß. Und weil er selbst sein eigenes Vieh im Stall hat, das er liebevoll hegt und pflegt, weiß er wohl, wie er dem Delinquenten ins bessere Jenseits verhilft. Schnell und ohne unnötige Qual. Und so geschieht es auch. Doch dann hebt die Arbeit ja erst richtig an: Das Fleisch muß fachgerecht aufgearbeitet werden nach den Stücken, die man zum Braten braucht, zum Selchen, zum Wursten. Der Speck wird kleinwürfelig geschnitten, damit er beim Auskochen die herrlichen Grammeln ergibt, die ganz frisch und leicht gesalzen eine Delikatesse besonderer Art sind. Und dazu ein Glaserl vom guten Wein -Welt, was willst du mehr! Aus den größeren Speckstücken macht man das berühmte „Verhackert", in welches das Geselchte eingelegt wird. Es gibt etwas von seiner rauchigen Note ab, um dafür aber bestens konserviert zu werden. Und letztlich die vielen Würste, als da sind: Blunzen, Krainer, Bratwürstel, Leberstreichwurst, Breinwürste, Selchwürstln und was es sonst an eigenen Hausrezepten alles gibt. Bratlfettn und Grammelschmalz nicht zu vergessen!
 
  Zu den Helfern hat sich auch ein Musikant gesellt. Zählt doch alles, was nicht selbstverständlicher Alltag ist, zu den kleinen Festen im bäuerlichen Leben. So spielt er denn auf, ein Stück ums andere, bis die Bäuerin zur Jausn ruft. Bluttommerln gibt's, ganz frisch und resch aus dem heißen Schmalz herausgebacken. Und als Zuspeis nur einen Welschriesling, jenen Wein, der goldhell im Glas funkelt. Ein wenig grünlich, mit spritzigen Lichtern und ein wenig pfeffrig - ein echter Steirer eben.
  Inzwischen mag das arme Borstentier wohl in der Ewigkeit angekommen sein, bereits liebevoll erwartet von seinem Schutzheiligen, dem heiligen Franziskus, dem Beschützer aller leidgeplagten Kreatur auf Erden.